Samstag, 15. Mai 2010

Nerzeinkauf

Nachdem aus dem Minus bereits Plus wurde (+13, genaugenommen), ist es nun Zeit für ein Zwischenresumee. Die mit weiser Klugheit vorhergesehenen ersten Male sind bereits erfolgt: das erste Mal in der neuen Übergangsbehausung a.k.a. FeWo genächtigt, das erste Mal in der neuen Arbeit gewesen, das erste Mal die Kollegen gesehen, das erste Mal in den Genuss friesischen Regens gekommen, das erste Mal Schafe auf dem Deich gesehen und so weiter und so fort...
Herauszuheben aus dem Premierenreigen ist wohl die Tatsache, dass man mir hier Bayerntum attestiert. Kaum muss ich irgendwo meinen Namen äußern (und hernach meistens geduldig buchstabieren), vernehme ich:"Stadlober? Das klingt bayerisch." Meine Antwort:"Bin aus Österreich." Erwiderung darauf: entweder verlegenes Lachen oder Stille. 
Wenn es nicht auf meinen Namen zu sprechen kommt, entlarvt mich klarerweise mein österreichischer Akzent sowie der entsprechende Wortschatz. Momentan streiten sich also quasi der Aktiv- und Passivwortschatz in meiner Seele wie einst die Fussballer in Cordoba. Des lieben Verstehens Willen ordne ich das Österreichische dem Bundesdeutschen unter, obschon mir manche Wörter nur schwer von der Zunge gehen. Eines meiner persönlichen Unwörter: Apfelschorle. Warum darf i net einfach an gspritzten Apflsaft habn? Statt Gwand muss ich jetzt Klamotten anziehen, statt KaffEE trinke ich jetzt KAffee, ich besitze kein Geschirrspülmittel, sondern eine Handspüllotion und das geneigte Haupt wird abends auf ein Kissen gebettet (nein, Polster ist nicht nur der Name eines österreichischen Ex-Fussballers!). Außerdem ist in Nordfriesland immer Morgen. Auch zu Mittag, am Abend und in der Nacht. Moin moin (Anm.: Hier die tatsächliche Etymologie des Grußes: http://de.wikipedia.org/wiki/Moinschallt es einem stets fröhlich entgegen (Blogger berichtete). Wohl deshalb, weil derzeit die Sonne um fünf auf und um 22h untergeht?
Reichlich Zeit, um als Fenstergucker unterwegs zu sein. Dies ist hier besonders leicht, da viele Häuser nur ein Stockwerk (pardon, Etage) haben und die Fenster überdimensional sind. Wenn man will, kann man seine Nachbarn also in guten und in schlechten Zeiten beobachten. Ebenfalls gut beobachtbar sind die hiesigen Schafe. Am 1. Mai wurden übrigens die 15.Nordfriesischen Lammtage eingeläutet. Auf www.lammtage.de erfährt man mehr, u.a. wer die diesjährige Lammkönigin ist. Schafe und Lämmer gibt es hier allerorten. Sie sind aber auch allerliebst anzuschauen, diese schönen Tierchen, wie sie gemütlich auf den nun saftig-grünen Deichen umherspazieren. So gesehen auf einer Radtour nach Nordstrand und zurück. 
A propos Radfahren: Dies funktioniert hier vortrefflich, sowohl in Husum-Stadt als auch im großteils flachen Umland. Widerstand bietet nur der starke Wind. Dieser und auch ein paar spontane Regenschauer führten gestern zum Kauf meines ersten Nerzes. Friesennerzes wohlgemerkt. Aber was für einer! Der spielt alle Stücke vor- und rückwärts. Er ist nicht nur 100% wasserdicht, sondern auch atmungsaktiv, wärmend, winddicht und aerodynamisch geschnitten. Durch den Besitz dieses hier lebenswichtigen Kleidungsstücks bin ich nun also im friesischen Sinne adelig. Was niemand weiß: der Nerz ist Norweger...


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